Kirchgemeindehaus Goldach
Projektwettbewerb auf Einladung 2021, 1. Rang
Der zur Verfügung stehende Perimeter liegt zentral in Goldach und ist umgeben von heterogener Bebauung. In der südlichen Zentrumszone liegen grossformatige Bauten von hoher Dichte. Die Gebiete im Osten und Westen sind ohne klar ablesbare Struktur locker bebaut. Die nördlich angrenzenden Schulhäuser richten sich aufeinander aus und prägen das Gebiet massgeblich. Die Hauptausrichtung der evangelischen Kirche aus den 50er Jahren entspricht den nachbarlichen Schulbauten, wobei sich das Bauvolumen angemessen in die ortsbauliche Körnung einfügt.
Das geforderte Raumprogramm wird als zweigeschossiger Baukörper vorgeschlagen, welcher über ein erdgeschossiges Volumen direkt an den Kirchenraum angebunden ist. Die Proportionen des Mehrgeschossers liegen dabei in enger Verwandtschaft zur Kirche und das Thema des Satteldaches wird übernommen. Damit entsteht im Gesamtbild ein Ensemble von drei höheren Bauten, welche über Flachbauten miteinander verbunden sind. Der Neubau ist so platziert, dass der identitätsstiftende Glockenturm als vorderstes Element gegenüber der Schulstrasse bestehen bleibt und der offene Freiraum erhalten wird. Der rückwärtige Aussenraum mit seinen Qualitäten bezüglich Privatheit und Besonnung wird ebenfalls übernommen. Der Kirche kommt gegenüber dem Kirchgemeindehaus eine sakral übergeordnete Bedeutung zu, welche mit einer reduzierten Höhengestaltung des Neubaus berücksichtigt wird. Das Satteldach übernimmt im Osten die Neigung des Kirchendaches und fällt vom asymmetrischen Giebel gegen Westen flach ab, was eine kleinere Firsthöhe ermöglicht.
Der Haupteingang liegt zentral in der Schnittstelle zwischen Kirche und Kirchgemeindehaus. Beim Eintritt ins Foyer sind die verschiedenen Raumangebote wie Kirche, Saal, Cafeteria unmittelbar erfassbar. Im Norden ermöglicht die Vertikalerschliessung den hindernisfreien Zugang für die Anlieferung, die Nebenzugänge zu den Jugendräumen im Untergeschoss und die Administration im Obergeschoss.
Die bestehende Fassade des Kirchenbaus ist durch verputzte Wandflächen geprägt, in welchen die Fensteröffnungen über vertikale Kunststeinelemente zusammengefasst sind. Für das Kirch- gemeindehaus werden die vorhandenen Themen aufgenommen und neu interpretiert. Das Sichtbetonskelett fasst die verputzten Mauerausfachungen, in welchen die stehenden Fenster eingebunden sind. Die innere Primärstruktur ist aussen ablesbar und die unterschiedlichen Brüstungen verdeutlichen die rückwärtige Nutzung.
Die Platzierung des neuen Bauvolumens erlaubt den Erhalt der geschützten Bäume im Osten und der stattlichen Blutbuche im Westen. Zur Schulstrasse wird die Umgebung sanft angepasst, wobei die bestehende Formensprache der halbrunden Wegführung und damit der einladende seitliche Arealzugang wiederhergestellt wird. Der Kirchplatz wird als Begegnungsraum mit Naturstein besetzt und soll für die verschiedenen Veranstaltungen frei bleiben. Das heutige Pflanzbeet vor der Kirche wird übernommen, jedoch entsprechend den Überdachungen neu ausformuliert. Der Parkplatz und der Velounterstand sind zu Gunsten der Anlieferung neu organisiert. Im Westen wird dem Foyer ein niveaugleicher Aussensitzplatz vorgelagert und mit einem Pflanzbeet, wiederum in Ausrichtung auf die Aussenüberdachung, abgeschlossen. Die Bepflanzung soll die Raumqualität auch im Inneren bereichern. Zum Sitzplatz in Sichtbeziehung steht der geforderte Kleinkinderspielbereich, bestehend aus einem Sandkasten und einem Wasserspiel in Verlängerung des heutigen Brunnens. Eine behindertengerechte Rampe verbindet die beiden Höhenebenen im Westen. Die Nebenbaute als Aussenabstellraum wird erhalten. Der Platz um die bestehende Buche ist über eine versickerungsfähige Kiesfläche als Aufenthaltsort weich gestaltet.